Christina's day, ongoing // interrupted

2018-2021

Christina's Day is a fragment of an ongoing photographic project that presents a visual portrait of Ukrainian Sinti and Roma communities. The focus is on individual actions and thoughts, landscapes and history. The war in eastern Ukraine was sometimes more, sometimes less obvious in 2018 in Toretsk, Donetsk region Ukraine. About 5000 residential buildings are almost destroyed here now.

From my introduction text in German to the exhibition "Fragments from now", Künstlerhaus Bethanien (Berlin, Germany, 2019):

Die Fotoserie folgt dem Blick, der Perspektive von Porträtierten. Sie erstellt die Bruchstücke von Biografien und schafft somit den Platz für ein Forum, nicht um eine Identität oder ein Gemeindeleben zu illustrieren, sondern um Fragen aufzuwerfen.

Der Sichtweise von Christina Belous, der Interessenvertreterin der Sinti und Roma im Donezk Gebiet, folgend, versuche ich mich der Komplexität einer Situation zu nähern, dem Alltag. Christina Belous ist eine Menschenrechtlerin und Juristin. Zusammen mit Ihrer Schwester vertritt sie in der ukrainischen Torezk, einer kleinen Stadt neben der Kriegszone, die Sinti- und Romagemeinde.

Als der Krieg 2014 in der Ostukraine begann, lebte und arbeitete Christina Belous in Horliwka als Juristin und Gerichtshelferin. Im August 2014 wurde Horliwka von prorussischen Separatisten erobert. „Plötzlich sah ich in unserem Gerichtsgebäude bewaffnete Männer, in denen ich zu Gefängnisstrafen verurteilte Kriminelle erkannte. Ich las die Nachrichten, wusste über die Unruhen in unserer Stadt, aber es war sehr schwer einzuschätzen, was wirklich passierte. Erst als ich diese bewaffneten Paramilitärs sah, die das Gericht unter ihre Kontrolle nahmen, wurde mir klar, dass ein absolut neues Leben in der Stadt begonnen hatte und ich fand dort kein Platz mehr für mich. Ich musste mit meiner Familie die Stadt verlassen, meine Arbeit verlassen und mein Leben neu beginnen“ – erzählte Christina.

Bereits im Herbst 2014 zog Christina Belous nach Torezk und gründete zusammen mit ihrer Schwester eine Menschenrechtsorganisation – die einzige in der Region –, die für die Rechte der Sinti und Roma kämpft.

Die Themen, die die Bilder aufwerfen, sind nicht nur menschenrechtliche, es sind Fragen über die komplexe Topografie des Donbass, über die eigene Stimme und deren Hörbarkeit, über die Risse und Paradoxien des Alltags. Ich möchte, dass diese Arbeit nicht als eine fertige Aussage, sondern als Entwurf betrachtet wird, und um diese Bilder zu vervollständigen, brauche ich die Mitstreiter und die Zuschauer, die von Fragen getrieben sein können.

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